"Oh, ein grünes Tier, das sechs Beine und lange Fühler hat - das ist doch keine Spinne!" Vielleicht hat das Kind genauso gedacht, vielleicht auch nicht. Festzuhalten ist, dass es keine Angst vor dem Tier hat, es neugierig betrachtet und sich von den kreischenden Kindern ("Tu das weg! Das ist giftig!") nicht aus seiner Ruhe bringen lässt.
In unserem Leitbild haben wir unter anderem das Draußensein als einen Hauptaspekt in unserer pädagogischen Arbeit gesetzt. Bei jedem Wetter und an jedem Tag sind wir mindestens zwei Stunden mit den Kindern in unserem Garten oder gehen mit ihnen in den Wald. Viele Kinder nutzen den Garten auch während der offenen Lernphase und gehen ohne Erziehende nach draußen.
Und immer wieder stellen wir fest, welch großartige Möglichkeiten das Draußensein in diesem anregungsreichen Rahmen für alle bietet. Hier findet jedes Kind etwas zu tun, etwas zu erforschen, etwas, das zu diesem Zeitpunkt genau seinem Entwicklungsstand bzw. seinem Entwicklungsthema entspricht. Jedes Kind ist aktiv, bewegt sich, übt vielleicht das strategische Denken, die Stifthaltung, trainiert die Konzentration oder die Aufmerksamkeit durch das Agieren in und mit den Dingen der Natur. Dafür muss beim Draußensein kein spezielles Programm und eigentlich noch nicht einmal ein Spielzeug von uns Erziehenden zur Verfügung gestellt werden:
Kinder suchen sich Stöcke und kleine Äste und malen in den Matsch oder in den Sand. Sie klettern am liebsten in den Baum im hinteren Gartenbereich und bauen sich mit Baumstämmen Auf- und Abstieghilfen füreinander. Sie finden Insekten (ja, manche pieken, weil sie nicht angefasst werden wollen!) oder Vogeleier und bauen Nester oder Höhlen für sie.
Das Draußensein bietet somit allen ein Fülle von kindgerechten Bildungsmöglichkeiten in jeder Situation. Dabei agieren wir Erziehende flexibel als Beobachtende, Beschützende, Rettende, Beratende und Expeditionsteilnehmende.