Es ist soweit! Endlich können die Radieschen im Hochbeet geerntet werden. Die obere rote Hälfte des kleinen Rettichs leuchtet aus der schwarzen Erde hervor und lässt seine ungefähre Größe erahnen. Die Blätter müssen ein wenig zur Seite gehalten werden, dann packt man ganz unten am Stiel an und zieht......
"Guck mal, die hat weiße Flecken?! Iiiih! Die esse ich nicht mehr!"
"Oh! Hier ist eine Babyschnecke!"
"Da.....Kellerasseln! Boah sind die dick! Ich hol´ mal ´ne Lupe...."
In dem freigewordenen Erdloch ist viel zu entdecken. Neben den winzigen schwarzen Wegschneckchen und den Kellerasseln sind da noch Ameisen und Hundertfüssler zu sehen. Offenbar haben wir einige Hochbeetbewohner durcheinandergebracht und insbesondere die Schneckchen beim Frühstück gestört. Da viele Radieschen aussehen als hätten sie große und kleine weiße Sommersprossen ist klar, dass hier heute nicht das erste Schneckenfrühstück stattgefunden hat...
In der Kita werden die Blätter und Wurzeln abgetrennt, die Radieschen gut gewaschen und einige geviertelt. Auf einem Teller serviert startet auf der Terrasse das vorsichtige Probieren:
"Mein Papa mag die immer! Aber ich mag die nicht! Ich muss die nicht nochmal probieren..."
"Die knuspern......haaaaa, scharf! Ich muss was trinken!"
In dieser Situation aus dem pädagogischen Alltag lassen sich viele unterschiedliche und doch vernetzte Bildungsbereiche erkennen.
Sehr offensichtlich ist der Bereich Ökologie: das Kennenlernen des natürlichen Kreislaufs vom Säen bis zum Ernten, das sorgsamen Hegen und Pflegen der Pflanzen und Lebewesen im Hochbeet und das Erkennen, dass das eigene Handeln sich auf andere und die Umwelt auswirkt, sind ein paar Bildungsmöglichkeiten, die dieses Setting nachhaltig bietet.
Die naturwissenschaftlich-technische Bildung findet sich in der Möglichkeit, die Vorgänge im Hochbeet zu beobachten und Fragen dazu zu stellen, sowie die Verantwortung zu übernehmen, die Radieschenpflanzen zu gießen.
Der Bildungsbereich Körper, Gesundheit und Ernährung findet sich darin wieder, dass die Kinder selber entscheiden, ob sie probieren oder nicht; ob sie ein Radieschen lecker finden oder nicht. Sie bekommen die Möglichkeit ihr Essen selber anzubauen und zu verwerten.
Eng verknüpft ist dabei immer die Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz des Kindes, die es ihm ermöglichen mit sich selbst, den anderen und mit den Phänomenen der Welt zurechtzukommen.
Um weitere Bildungsmöglichkeiten zu schaffen (und weil ja jetzt wieder Platz im Hochbeet ist) werden wir Erbsen setzen. Außerdem haben sich die Kinder wieder Tomaten gewünscht, denn im letzten Jahr hat uns die Freilandtomate bis in den Oktober hinein viele kleine leckere Früchte geschenkt.