Wenn die Sonne scheint und der Wind aus Richtung unseres Nachbargrundstücks in den Garten weht, bringt er einen ekeligen, stinkigen Geruch mit. Es riecht nach totem Tier und Pups gleichzeitig, also richtig, richtig fies. Lange Zeit dachten wir, dass das faule Lüftchen von gestorbenen Vogelküken im Nistkasten kommt, aber das war nicht so. Wir suchten weiter nach der Ursache, folgten unseren Nasen und entdeckten sie: rote Tentakeln mit schwarzen Punkten recken sich aus dem Waldboden auf unserem und dem Nachbargrundstück. Tintenfischpilze!
Der viele Regen und die warmen Temperaturen erfreuen nicht nur die Schnecken und Stechmücken, sondern auch die Pilze. Mehrere Kolonien an Tintenfischpilzen entdeckten wir im waldigen Teil der beiden Gärten. Und wir beobachteten und entdeckten noch andere Kuriositäten: der Geruch lockt Fliegen an, die munter von einer roten Tentakel zur nächsten schwirren. Neben den roten Tentakeln entdeckten wir eiförmige, weiße Erhebungen im Laub, aus denen sich an anderer Stelle Pilze herauswinden. Zum Glück stinken die nur und sind nicht giftig recherchierten wir mit den Kindern im Internet.
In den Bildungsgrundsätzen des Landes Nordrhein-Westfalen wird Bildung unter anderem als das "Aneignen von Welt" definiert, einer "Tätigkeit der Kinder, die niemand für sie übernehmen kann. Aus eigenem Antrieb heraus will das Kind die Dinge, die es umgibt, verstehen und Neues dazulernen." (MKFFI 2019,18). Es versteht sich von selbst, dass nicht jedes unserer Kitakinder mit auf Entdeckungstour durch den Garten, auf die Jagd nach der Ursache des Gemüffels, mitgekommen ist. Diejenigen aber, die neugierig, interessiert und die Suche mitgestaltend - "Wir müssen hier lang! Hier stinkt es mehr!"- mit allen Sinnen dabei waren, können erzählen, was das für gruselige, rote Dinger sind, die im Kottenforst wachsen und warum die so stinken. Und sie haben eine Idee davon, wie und mit welchen Mitteln sie ein Rätsel, das ihnen die Welt gibt, lösen können.